Der Bremer Literaturpreis 2023 wurde am Montag, 23. Januar 2023, im Rahmen eines Festaktes in der Oberen Rathaushalle an Thomas Stangl verliehen. Der Autor erhielt die mit 25.000 Euro dotierte Auszeichnung für sein 2022 im Matthes & Seitz Verlag erschienenes Werk "Quecksilberlicht".
Dr. Lothar Müller konstatierte anerkennend in seiner Laudatio auf Stangls Roman: "So zu erzählen wie Thomas Stangl, mit so viel Freiraum für die Einbildungskraft, von sich und der eigenen Herkunftswelt, von den Büchern und der Sprache der Literatur, vom allmächtigen, gegen den Tod machtlosen chinesischen Kaiser, von den Brontë-Geschwistern und ihren Romanschatten ist keine geringe Kunst."
Martin Kordić erhielt den von der ÖVB - Öffentliche Versicherung Bremen - finanzierten Förderpreis in Höhe von 6.000 Euro für seinen im S. Fischer Verlag erschienen Roman "Jahre mit Martha".
In ihrer Laudatio beschrieb das Jurymitglied Wiebke Porombka die Energie des Erzählens im Roman als mitreißend und führte weiter aus: "Bei alledem ist 'Jahre mit Martha' auch ein Roman über das Erzählen selbst. Es ist ein immer wieder ungemein witziger Roman, der unsere kurzsichtigen, eingefahrenen gesellschaftlichen Erzählungen und Bilder aufbricht."
Bremens Kultursenator, Bürgermeister Dr. Andreas Bovenschulte, lobte den hohen Stellenwert und die positive Entwicklung der Literatur im Kulturleben Bremens: "Die Verleihung des Bremer Literaturpreises bringt das Bremer Rathaus alljährlich und unmittelbar mit herausragender Literatur in Verbindung. Zum 69. Mal wird diese renommierte Auszeichnung heute vergeben, drei Tage vor dem 145. Geburtstag des Bremer Dichters Rudolf Alexander Schröder, dem Patron des Preises – und wieder vortrefflich flankiert von der Literarischen Woche, diesmal in der 47. Ausgabe. Diese beiden Institutionen der Literatur sind kein reiner Selbstzweck, denn wir wissen, dass die Förderung guter und engagierter Literatur des Anstoßes bedarf, des Zuspruchs, der Beharrlichkeit, der Dauerhaftigkeit. Deshalb schafft Bremen einen neuen Ort, an dem Autorinnen und Autoren ihre Wirkung noch stärker entfalten können als bisher. Mit dem Stadtmusikanten- und Literaturhaus soll im Kontorhaus – in enger Zusammenarbeit mit unserer aktiven Szene – ein zentrales Forum entstehen; für Mythen und Märchen, Glucken und Stadtmusikanten, Bremensien und Solidarität. Es wird ein Ort entstehen, der ebenso für eine vielstimmige literarische Tradition einsteht wie für Bremens poetischen Ehrgeiz: Wir bewerben uns um den Unesco-Titel 'City of Literature'. Und ein gewichtiger und traditionsreicher Baustein der kulturellen Ambitionen der Stadt ist der Bremer Literaturpreis. Ich danke allen Akteurinnen und Akteuren und Institutionen, die zum Gelingen der diesjährigen feierlichen Verleihung beigetragen haben."
Die Preise überreichte Michael Sieber, Vorsitzender der Jury der Rudolf-Alexander-Schröder-Stiftung. Die Veranstaltung wurde musikalisch umrahmt von Lisa Wulff (Kontrabass) und Gabriel Coburger (Saxophon).
Der musikalische Beitrag wurde mit freundlicher Unterstützung von jazzahead! ermöglicht.
Thomas Stangl, 1966 in Wien geboren, studierte Philosophie und Spanisch in Wien und schrieb zunächst Essays, Buchbesprechungen und kleinere Prosaarbeiten für Zeitungen und literarische Zeitschriften. Seit seiner ersten Buchveröffentlichung 2004 ist ein umfangreiches und mit zahlreichen Preisen ausgezeichnetes literarisches Werk entstanden, zuletzt erschien der Erzählband "Die Geschichte des Körpers". Thomas Stangl lebt in Wien.
Martin Kordić, 1983 in Celle geboren, wuchs in Mannheim auf. Er studierte in Hildesheim und Zagreb. Seit über zehn Jahren arbeitet er als Lektor in Buchverlagen, zunächst in Köln, heute in München. Für seinen Debütroman “Wie ich mir das Glück vorstelle“ erhielt er den Adelbert-von-Chamisso-Förderpreis sowie die Alfred-Döblin-Medaille. "Jahre mit Martha" ist sein zweiter Roman.