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Archiv Bremer Solidaritätspreis

Senat verleiht 18. Bremer Solidaritätspreis an ugandische Klimaaktivistin Hamira Kobusingye

Auszeichnung für ihr Engagement für globale Klimagerechtigkeit

Hamira Kobusingye, Klimaaktivistin aus Uganda, wurde am 9. Oktober 2023 der 18. Bremer Solidaritätspreis verliehen. Bürgermeister Dr. Andreas Bovenschulte überreichte ihr den Preis bei einem festlichen Empfang in der Oberen Rathaushalle. Er richtete in seiner Rede persönliche Worte an die junge Preisträgerin: "Sie erhalten diesen Preis sowohl für Ihr außergewöhnliches persönliches Engagement für globale Klimagerechtigkeit, als auch stellvertretend für die vielen jungen Menschen Ihrer Generation in Afrika und insbesondere Ihrem Heimatland Uganda, die sich mit ihrem Kampf gegen den Klimawandel für eine bessere Zukunft engagieren. Möge Ihr Beispiel viele weitere Menschen dazu inspirieren, sich für globale Klimagerechtigkeit einzusetzen und gemeinsam eine bessere Zukunft für alle zu schaffen."

Bürgermeister Andreas Bovenschulte gratuliert der 18. Bremer Solidaritätspreisträgerin: Hamira Kobusingye, Klimaaktivistin aus Unganda.
Bürgermeister Andreas Bovenschulte gratuliert der 18. Bremer Solidaritätspreisträgerin: Hamira Kobusingye, Klimaaktivistin aus Unganda.

Die Laudatio hielt Prof. Dr. Raimund Bleischwitz, wissenschaftlicher Direktor des Leibniz-Zentrum für marine Tropenforschung (ZMT) und Professor für Globale Nachhaltige Ressourcen an der Universität Bremen. Nominiert wurde Hamira Kobusingye von der BUND Jugend. Neben dem Preisgeld in Höhe von 10.000 Euro wurde eine Skulptur des Bremer Künstlers Bernd Altenstein verliehen.

Hamira Kobusingye betonte in ihrer Dankesrede: "Der Weg in eine klimagerechte Zukunft erfordert Einigkeit, Zusammenarbeit und ein gemeinsames Verständnis dafür, dass die Auswirkungen des Klimawandels alle betreffen. Um sicherzustellen, dass die Grundsätze der Gerechtigkeit und Solidarität einer aufrichtigen Zusammenarbeit die Grundlage für unsere Bemühungen zur Bekämpfung des Klimawandels bilden, müssen wir die Kluft zwischen Worten und Taten überwinden. Nur dann können wir wirklich eine nachhaltige Zukunft für alle erreichen."

In seiner Laudatio unterstrich Prof. Dr. Bleischwitz: "Wir dürfen heute eine Person ehren, die Klimagerechtigkeit zu ihrem Thema gemacht hat. Ich freue mich sehr, dass die Mitglieder des Kuratoriums Sie, liebe Hamira Kobusingye, als Preisträgerin des 18. Bremer Solidaritätspreises ausgewählt haben. Sie sind eine Stimme des Mutes, des Engagements und der unüberhörbaren Energie des jungen Afrika für Klimaschutz. Sie zeigen auf beeindruckende Weise das Klimaengagement der Jugend – in ihrem Land und mit vielen anderen internationalen Stimmen.“

Der Bremer Senat war mit der Auszeichnung Kobusingyes dem Vorschlag des Kuratoriums Bremer Solidaritätspreis gefolgt. In der Begründung heißt es unter anderem: "Hamira Kobusingye schafft es, lokales Engagement gegen eine Ölpipeline und für das Bewusstsein besonders für frauenspezifische Auswirkungen des Klimawandels mit einer Vernetzung von jungen Klimaschützer:innen in afrikanischen Ländern und Auftritten bei internationalen Veranstaltungen zu verknüpfen. Die klare Forderung an die Industrienationen, endlich die Verantwortung als Hauptverursacher des Klimawandels zu übernehmen, verdeutlicht, dass die Klimagerechtigkeit für die Länder des Globalen Südens ein zentraler Punkt ihres Engagements ist. [...] Die Ehrung zeigt, dass ihre Anstrengungen wahrgenommen und unterstützt werden und der Senat der Freien Hansestadt Bremen sich seiner globalen Verantwortung bewusst ist."

Hamira Kobusingye, Preisträgerin 18. Bremer Solidaritätspreis

Hamira Kobusingye, Klimaaktivistin aus Uganda, wurde der 18. Bremer Solidaritätspreis verliehen.
Hamira Kobusingye, Klimaaktivistin aus Uganda, wurde der 18. Bremer Solidaritätspreis verliehen.

Hamira Kobusingye stammt aus Kampala, der Hauptstadt Ugandas. Schon früh kam sie durch die Arbeit ihrer Mutter mit den Themen Gesundheit und soziale Gerechtigkeit in Berührung. Später engagierte sie sich selbst in einem Projekt, in dem sich Frauen durch Gemüseproduktion und -verkauf eine Lebensgrundlage schaffen sollten. Extremwetterereignisse und Trockenheit gefährdeten regelmäßig den Erfolg ihrer Arbeit, so dass die beteiligten Frauen ihre finanzielle Situation trotz großen persönlichen Einsatzes nicht verbessern konnten.

In ihrer Arbeit setzt sich Hamira Kobusingye mit dem Klimawandel auseinander. Besonders die gesundheitlichen und ökologischen Folgen großflächiger Kontamination im Nigerdelta bewegten sie dazu, gegen Ölvorhaben im eigenen Land und dem damit verbundenen Bau der East African Crude Oil Pipeline zu protestieren. Sie versucht, den vom Bau der Pipeline betroffenen Menschen eine Stimme zu geben. Inspiriert von den Aktionen von Vanessa Nakate, Trägerin des Helmut-Schmidt-Zukunftspreises 2022, schloss sie sich den wöchentlichen Protesten der "Fridays for Future" Bewegung in Kampala an und wurde eine treibende Kraft hinter dem "Rise Up Movement", welches besonders junge afrikanische Klima- und Umweltaktivistinnen und-aktivsten vernetzt.

Auch auf internationaler Ebene ist Hamira Kobusingye aktiv. 2022 reiste sie mit anderen Klimaaktivistinnen und -aktivisten aus Uganda im Rahmen ihrer sogenannten "Klimamobilisierungstour" durch Europa. Sie forderte unter anderem beim G7-Gipfel in Bayern, dass die Industrienationen als Hauptverursacherinnen des Klimawandels endlich die Verantwortung für ihre Rolle übernehmen. So fordern Kobusingye und ihre Mitstreiterinnen und -streiter, dass entsprechende Mittel und Unterstützungen bereitgestellt werden, um die Auswirkungen des Klimawandels in den Ländern des Globalen Südens zu reduzieren. Und um eine Grundlage für eine gerechte und nachhaltige Entwicklung zu schaffen.

Senat verleiht 17. Bremer Solidaritätspreis an indische Frauenrechtlerin Rukmini Vaderapura Puttaswamy

Die indische Frauenrechtlerin und Gewerkschafterin Rukmini Vaderapura Puttaswamy ist auf Beschluss des Senats der Freien Hansestadt Bremen am gestrigen Montag (20. Juni 2022) mit dem 17. Bremer Solidaritätspreis ausgezeichnet worden. Damit folgt der Senat dem Vorschlag des Kuratoriums Bremer Solidaritätspreis. Den Preis überreichte Bürgermeister Dr. Andreas Bovenschulte, Präsident des Senats, bei einem festlichen Empfang in der Oberen Rathaushalle. Die Laudatio hielt Dr. Monika Hauser, Gründerin und geschäftsführendes Vorstandsmitglied von medica mondiale e.V. sowie Trägerin des alternativen Nobelpreises (Right Livelihood Award). Neben dem Preisgeld in Höhe von 10.000 Euro wurde eine Skulptur des Bremer Künstlers Bernd Altenstein verliehen.

Gratulation für Rukmini Vaderapura Puttaswamy: Bürgermeister Dr. Andreas Bovenschulte konnte der indischen Frauenrechtlerin und Gewerkschafterin den 17. Bremer Solidaritätspreis überreichen.
Gratulation für Rukmini Vaderapura Puttaswamy: Bürgermeister Dr. Andreas Bovenschulte konnte der indischen Frauenrechtlerin und Gewerkschafterin den 17. Bremer Solidaritätspreis überreichen.

"Wir arbeiten seit vielen Jahren in den Bekleidungsfabriken, aber wir sehen keine Verbesserung in den Arbeits- und den Lebensbedingungen unserer Arbeiterinnen und Arbeiter. Im Gegenteil: Selbst im 21. Jahrhundert sehen wir, dass Frauen und Kinder unterdrückt werden. Die Arbeitsbedingungen verschlechtern sich in der ganzen Welt und werden immer schlimmer. Die Regierungen der Industrieländer in der westlichen Welt müssen sich der Verstöße gegen die Arbeitsrechte bewusst sein, die Arbeiterinnen und Arbeiter in den Produktionsländern im globalen Süden erleiden. Sie müssen Verantwortung dafür übernehmen und entsprechende Maßnahmen ergreifen, um dem entgegen zu wirken!“, erläuterte Rukmini Vaderapura Puttaswamy.

Thema der Ausschreibung des 17. Preises war das Engagement gegen Gewalt gegen Frauen und Mädchen, eine der am weitesten verbreiteten Menschenrechtsverletzungen weltweit. Rukmini Vaderapura Puttaswamy aus Bangalore ist Mitbegründerin der Fraueninitiative "Vorwärts marschieren" (Munnade) sowie der ausschließlich von Frauen geführten Gewerkschaft Garment Labour Union (GLU), übersetzt "Gewerkschaft der Bekleidungsindustrie" (www.glu.org.in), die sich für die Rechte der Arbeiterinnen und Arbeiter in der indischen Textilindustrie einsetzt.

Das Kuratorium: (v.l.n.r.) Protokollchefin des Senats Birgitt Rambalski, Generalkonsul John Ruolngul, Horst Janus, Laudatorin Dr. Monika Hauser, Parvathi Chenanda Madappa, Rukmini Vaderapura Puttaswamy, Bürgermeister Dr. Andreas Bovenschulte, Oberbürgermeisterin a.D. Bärbel Dieckmann, Bernd Schleich, Gertraud Gauer-Süß, Michael Windfuhr, Botschafter a.D. Harald Ganns, Prof. Dr. Peter Eigen
Das Kuratorium: (v.l.n.r.) Protokollchefin des Senats Birgitt Rambalski, Generalkonsul John Ruolngul, Horst Janus, Laudatorin Dr. Monika Hauser, Parvathi Chenanda Madappa, Rukmini Vaderapura Puttaswamy, Bürgermeister Dr. Andreas Bovenschulte, Oberbürgermeisterin a.D. Bärbel Dieckmann, Bernd Schleich, Gertraud Gauer-Süß, Michael Windfuhr, Botschafter a.D. Harald Ganns, Prof. Dr. Peter Eigen

"Mit der Auszeichnung würdigt der Bremer Senat die herausragende Arbeit, mit der Sie sich seit mehr als zwanzig Jahren entschieden und couragiert gegen geschlechtsspezifische Gewalt gegen Frauen in der Textilindustrie und für bessere Arbeitsbedingungen einsetzen", sagte Bürgermeister Bovenschulte im Rahmen des Empfangs. "Ihr Engagement macht die Missstände öffentlich, für die auch die internationale Gemeinschaft zu einem großen Teil verantwortlich ist: Prekäre Arbeitsbedingungen in der Textilindustrie und die hierdurch bedingte Gewalt gegen Frauen am Arbeitsplatz." Als Präsidentin der Gewerkschaft GLU hat Rukmini Vaderapura Puttaswamy durch ihre Beharrlichkeit dazu beigetragen, dass das Schweigen gegenüber gender based violence (gbv) in einem der bedeutendsten Wirtschaftszeige endlich gebrochen wurde. Gewalt an Frauen und Mädchen ist ein gravierendes globales Problem, das keine geografischen oder kulturellen Grenzen kennt. Sie ist ein Haupthindernis für Entwicklung, mit Auswirkungen auf alle gesellschaftlichen Bereiche.

"Multinationale Modekonzerne, die ihre Sorgfaltspflichten zur Prüfung von Sozial- und Umweltstandards in der Lieferkette nicht einhalten, tragen zur Ausbeutung der Frauen genauso bei wie Konsumentinnen und Konsumenten mit ihrem Einkaufsverhalten und die Politik, die bislang ihre rechtlichen Möglichkeiten, beispielsweise durch ein verbindliches Lieferkettengesetz mit zivilrechtlicher Haftung für Unternehmen, nicht ausreichend nutzt", so Bovenschulte. "Wir haben weltweit eine gemeinsame Verantwortung, faire Lieferketten zu etablieren. Und Unternehmen haben eine Verantwortung, in ihren Lieferketten die Einhaltung der Menschenrechte sicherzustellen." Bremen hat daher die jüngst erfolgte Umsetzung eines Lieferkettengesetzes (LkSG) begrüßt, das vor rund einem Jahr vom Bundesrat gebilligt und im Juli im Bundesgesetzblatt verkündet wurde. Am 1. Januar 2023 tritt es final in Kraft.

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16. Bremer Solidaritätspreis geht an Menschenrechtsanwälte aus Honduras

Der 16. Bremer Solidaritätspreis wurde am 2. April 2019 im Rahmen eines Festaktes in der Oberen Halle des Bremer Rathauses an Martín und Víctor Fernández Guzmán, Menschenrechtsanwälte aus Honduras, verliehen. Bürgermeister Dr. Carsten Sieling richtete persönliche Worte an die Preisträger: "Mit dieser Auszeichnung würdigt der Bremer Senat die herausragende Arbeit, mit der Sie sich seit vielen Jahren für die Einhaltung der Menschenrechte und der Rechtsstaatlichkeit, gegen Korruption und für freie Meinungsäußerung in Honduras einsetzen. In einer Gesellschaft, in der die Handlungsspielräume der Zivilgesellschaft massiv eingeschränkt sind, und in der viele Menschen bereits resigniert haben oder das Land verlassen, treten Sie beide mutig für Gerechtigkeit und die Einhaltung der Gesetze und Menschenrechte ein. Sie gehen dazu auch persönliche Risiken ein, Sie wurden mehrfach verfolgt und bedroht. Ihr Einsatz verdient unseren Respekt und unsere Hochachtung."

Laudator Dr. Bernd Bornhorst, Vorstandsvorsitzender VENRO – Verband Entwicklungspolitik und Humanitäre Hilfe. Foto: Senatspressestelle
Laudator Dr. Bernd Bornhorst, Vorstandsvorsitzender VENRO – Verband Entwicklungspolitik und Humanitäre Hilfe. Foto: Senatspressestelle

Die Laudatio hielt Dr. Bernd Bornhorst, Vorstandsvorsitzender VENRO – Verband Entwicklungspolitik und Humanitäre Hilfe und langjähriges Mitglied des Kuratoriums des Bremer Solidaritätspreises.

"Es sind nur noch sehr wenige Flecken auf der Landkarte, wo die Rechte und Beteiligungsmöglichkeiten der Zivilgesellschaft noch uneingeschränkt gelten. Und wir sehen auch hier bei uns, wie schnell die Stimmung kippen kann und Länder sich wandeln", führte Bornhorst in seiner Rede aus. Und weiter: "Umso wichtiger ist es, die zu unterstützen, die sich für die Rechte und die Beteiligungsmöglichkeiten bedrohter Menschen einsetzen und dabei selber immer öfter Opfer werden. Es freut mich daher sehr, dass wir heute die Möglichkeit haben, zwei besonders engagierte Menschen zu ehren, die in einem der widrigsten Umfelder für mehr Gerechtigkeit kämpfen. Ihr Einsatz und ihr Engagement sind einzigartig und stehen doch leider auch stellvertretend für viele ähnliche Situationen in anderen Ländern der Welt, in denen der Raum für das zivilgesellschaftliche Engagement immer stärker eingedampft wird. Shrinking space nennen wir das heute. Immer öfter sollte man wohl eher von Closed space sprechen."

Verleihung des 16. Bremer Solidaritätspreises an Martín und Víctor Fernández Guzmán. Foto: Senatspressestelle
Verleihung des 16. Bremer Solidaritätspreises an Martín und Víctor Fernández Guzmán: Foto: Senatspressestelle

Geehrt werden sollen mit diesem 16. Bremer Solidaritätspreis zivilgesellschaftliche Initiativen, die in ihrer Arbeit den Gefahren des Shrinking Space - die zunehmende Bedrohung von Grundrechten wie der Versammlungs-, Meinungs- und Vereinigungsfreiheit sowie die damit einhergehende Einschränkung zivilgesellschaftlicher Handlungsspielräume - ausgesetzt sind. Und die sich mit ihrer Arbeit der Einschränkung und Unterdrückung der Zivilgesellschaft entgegenstellen. Der Senat der Freien Hansestadt Bremen war mit Beschluss vom 8. Januar 2019 dem Vorschlag des Kuratoriums Bremer Solidaritätspreis gefolgt.

Martín und Víctor Fernández Guzmán sind Initiatoren bzw. Mitbegründer des Movimiento Amplio por la Dignidad y la Justicia (MADJ) – der "Breiten Bewegung für Würde und Gerechtigkeit" in Honduras. Die Nichtregierungsorganisation engagiert sich für die Durchsetzung der Menschenrechte und Beachtung von Umweltschutzgesetzen, insbesondere bei Großprojekten zur Ausbeutung der natürlichen Ressourcen in Honduras. Mit ihrer mutigen und engagierten Arbeit setzen sich die beiden Menschenrechtsanwälte seit vielen Jahren dafür ein, Handlungsspielraum für zivilgesellschaftliche Initiativen und grundlegende Rechte wie freie Meinungsäußerung zu verteidigen.

Martín und Víctor Fernández Guzmán. Foto: Senatspressestelle
Martín und Víctor Fernández Guzmán. Foto: Senatspressestelle

Mit der Verleihung des 16. Bremer Solidaritätspreises an Martín und Víctor Fernández Guzmán werden nicht nur die beiden Anwälte für ihr Engagement ausgezeichnet. Sie erhalten diesen Preis auch stellvertretend für die Bewegung MADJ. Die beiden Anwälte haben gemeinsam mit anderen ein Netzwerk aufgebaut, das sicherstellt, dass ihr Engagement breit in der Gesellschaft verankert und im Fall von einzelnen Inhaftierungen gesichert ist.

Martín und Víctor Fernández Guzmán zeigten sich in ihren Dankesworten sehr berührt von ihrer Auszeichnung: "Dieser Preis bedeutet uns sehr viel. Es stärkt uns, dass unser Engagement in Deutschland gesehen und geehrt wird. Es ist schön zu sehen, dass Solidarität und Gerechtigkeit keine Grenzen kennen."

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15. Bremer Solidaritätspreis geht an Stella Agara

Große Freude über den 15. Bremer Solidaritätspreis: Stella Agara und Bürgermeister Carsten Sieling © Jörg Oberheide
Große Freude über den 15. Bremer Solidaritätspreis: Stella Agara und Bürgermeister Carsten Sieling © Jörg Oberheide

Bürgermeister Carsten Sieling hat heute (18. Juni 2017) Stella Agara im Rahmen eines Festaktes in der Oberen Rathaushalle für ihr Engagement für Steuergerechtigkeit und gegen Steuervermeidung mit dem 15. Bremer Solidaritätspreis ausgezeichnet. Die Laudatio hielt Professor Peter Eigen, u.a. Gründer und langjähriger Vorsitzender von Transparency International.

Bürgermeister Sieling hob das überaus anerkennenswerte Engagement der 34-jährigen Kenianerin hervor: "Mit dieser Ehrung unterstützen wir gleichzeitig eine junge Frau, die sich in vorbildlicher und höchst anerkennenswerter Weise für Gerechtigkeit und Solidarität einsetzt – und das schon seit Jahren und nicht nur in ihrem Land Kenia." So habe sich Stella Agara über Kenia hinaus auch in Tansania, Ruanda, Burundi, Sambia und zuletzt in Malawi stark eingebracht. Alles Länder, in denen die herrschenden Steuergesetze es den zumeist ausländischen Konzernen ermöglichen, Steuern zu vermeiden. „Dieses Handeln", so Christian Bruns, Leiter der Bremer Repräsentanz in Brüssel und Geschäftsführer des Solidaritätspreis-Kuratoriums, im Vorfeld der Veranstaltung, "fügt den Staaten Afrikas nach offiziellen Schätzungen des IWF finanziellen Schaden von bis zu 175 Milliarden Euro zu – das Dreifache von dem, was die westlichen Länder den Staaten Afrikas an Entwicklungshilfe gewähren." Darauf mache Stella Agara in vorbildlicher Weise aufmerksam.

Gruppenbild mit Preisträgerin Stella Agara © Jörg Oberheide
Gruppenbild mit Preisträgerin Stella Agara © Jörg Oberheide

Stella Agaras sei durch ihre große Leidenschaft zum Symbol dafür geworden, dass die Zivilgesellschaft selbst für Steuergerechtigkeit kämpfen müsse, würdigte Peter Eigen Agara in seiner Laudatio.
Die Preisträgerin fühlte sich sehr geehrt durch den Solidaritätspreis und die Anerkennung ihres Engagements. Obwohl es für sie schon eine unglaubliche Überraschung war, als sie den Anruf aus Bremen erhielt, sie solle den Bremer Solidaritätspreis erhalten. Sie hätte nie damit gerechnet, dass ihr Engagement so weit weg auch in Europa wahrgenommen würde. Ihre Tätigkeit sei insbesondere auf junge Menschen gerichtet, die sie für die Thematik von Steuergerechtigkeit und Steuervermeidung zunächst sensibilisieren muss. Danach leite sie sie an, mit geeigneten Aktionen dagegen anzugehen. Sie hoffe damit zu erreichen, dass in den genannten Ländern nach und nach eine "bessere Regierungsführung" möglich wird.

Der Bremer Solidaritätspreis
Der Senat der Freien Hansestadt Bremen verleiht alle zwei Jahre den mit 10.000 Euro dotierten Bremer Solidaritätspreis. Neben dem Preisgeld wird außerdem eine Skulptur des Bremer Künstlers Prof. Bernd Altenstein, die das Motiv der Bremer Stadtmusikanten als Symbol für die Stärke solidarischen Handelns aufgreift, überreicht.

Der Solidaritätspreis soll eine Ermutigung für Personen oder Initiativen sein, die sich in besonderer Weise für die Überwindung von Ungerechtigkeit im Nord-Süd-Verhältnis und der Folgen von Kolonialismus und Rassismus sowie für Demokratie und Menschenrechte einsetzen.

Hier zum Download (pdf, 399.6 KB) die Rede des Präsidenten des Senats, Bürgermeister Dr. Carsten Sieling zur Preisverleihung des 15. Solidaritätspreises.

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14. Bremer Solidaritätspreis für engagierte Frauen aus Ruanda

Bremens Bürgermeister Jens Böhrnsen übergibt Esther Mujawayo-Keiner und Josephine Murebwayir (li.) den 14. Bremer Solidaritätspreis
Bremens Bürgermeister Jens Böhrnsen übergibt Esther Mujawayo-Keiner und Josephine Murebwayir (li.) den 14. Bremer Solidaritätspreis

Böhrnsen: Engagement für den Neuanfang und die Kraft des Lebens

Für ihre Arbeit mit traumatisierten Flüchtlingen ist die ruandische Menschenrechtlerin Esther Mujawayo-Keiner mit dem 14. Bremer Solidaritätspreis ausgezeichnet worden. Bürgermeister Jens Böhrnsen überreichte ihr die mit 10.000 Euro dotierte Auszeichnung am Dienstagabend (10. März 2015) im Rathaus der Hansestadt.

Böhrnsen: "Mit Esther Mujawayo-Keiner zeichnen wir eine starke, kämpferische Frau und Überlebende aus Ruanda aus. Ihr Engagement steht für Hoffnung, für den Neuanfang und die Kraft des Lebens." Die Preisträgerin: "Das ist eine wunderbare Anerkennung für unser Engagement. Der Preis ist ein schönes Zeichen dafür, dass es Menschen gibt, denen die Entwicklung der Welt und die Menschenrechte am Herzen liegen", freute sich Mujawayo-Keiner über die Auszeichnung.

Mord, Vergewaltigungen und sexualisierte Gewalt prangerte Dr. Monika Hauser, Gründerin und Geschäftsführerin von Medica Mondiale e.V. und Trägerin des Alternativen Nobelpreises, in Ihrer Laudatio an. Hauser: "Beim Wiederaufbau zerstörter Gesellschaften sind Frauen die Eckpfeiler, das gilt es zu würdigen und nicht zu verschweigen. Mit Blick auf das Lebendige gerichtet, gestalten sie den Wiederaufbau und kümmern sich um die verwundeten Seelen."

Esther Mujawayo-Keiner ist gemeinsam mit Josephine Murebwayire und vielen anderen starken Frauen die Mitbegründerin der Non-Profit-Organisation "Vereinigung der Witwen des Völkermordes von 1994" (AVEGA) in Ruanda. AVEGA kümmert sich um die Witwen und Waisen des Genozids von 1994. Zurzeit arbeitet sie als Therapeutin am Psychologischen Zentrum in Düsseldorf, wo sie Flüchtlinge aus aller Welt betreut. Bei den Gräueltaten in Ruanda wurden auch Mujawayos Ehemann, Eltern und Geschwister umgebracht.

Stadtmusikanten stehen für gelebte Solidarität

Der Bremer Senat verleiht den Solidaritätspreis seit 1988 alle zwei Jahre an Menschen und Initiativen, die sich für Menschenrechte und Demokratie sowie gegen Rassismus und die Folgen von Kolonialismus einsetzen. Die Liste der Preisträger reicht von Nelson und Winnie Mandela bis Aung San Suu Kyi.
Neben dem Preisgeld wird außerdem eine Skulptur des Bremer Künstlers Prof. Bernd Altenstein, die das Motiv der Bremer Stadtmusikanten als Symbol für die Stärke solidarischen Handelns aufgreift, überreicht. Der Solidaritätspreis soll eine Ermutigung für Personen und Initiativen sein, die sich für Menschrechte und Demokratie sowie gegen die Folgen von Kolonialismus und Rassismus einsetzen.

Foto: Jörg Oberheide

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13. Bremer Solidaritätspreis geht an Aminatou Haidar

Aminatou Haidar, Präsidentin der Menschenrechtsorganisation CODESA aus der Westsahara, wird heute (28. Oktober 2013) mit dem 13. Bremer Solidaritätspreis ausgezeichnet. Der Preis ehrt Menschen und Initiativen, die sich in besonderer Weise für Demokratie und Menschenrechte und gegen globale Ungerechtigkeit und die Folgen von Kolonialismus und Rassismus einsetzen - Preisträger waren unter anderem Nelson Mandela und Aung San Suu Kyi.

Bei der feierlichen Preisverleihung in der Oberen Halle des Bremer Rathauses sagte Bremens Bürgermeisterin Karoline Linnert: "Mit Aminatou Haidar zeichnen wir eine für die Einhaltung von Menschenrechten engagierte Frau aus. Sie setzt sich mit friedlichen Mitteln und in stetigem Dialog mit internationalen Institutionen im Maghreb aber auch in den Unterstützerländern – in den USA und in Europa – für die Unabhängigkeit der Westsahara, für die Rechte von Frauen und die Befreiung ihrer Heimat und ihrer Landsleute, besonders in den Flüchtlingslagern, ein. Aminatou Haidar ist Präsidentin der Menschenrechtsorganisation CODESA, Collectif des Défenseurs Saharaoui de Droit de l’homme. CODESA ist ein Verein, der keiner sein darf und sich daher als Kollektiv bezeichnet: CODESA hat keinen Raum, keine Anschrift, kein Konto, auch nicht für Spenden und Unterstützung aus dem Ausland. In CODESA engagieren sich Intellektuelle und Opfer. Als Präsidentin von CODESA ist Aminatou Haidar unermüdlich im Einsatz für deren Ziele und vor allem die Einhaltung von Menschenrechten." Weiter sagte die Bürgermeisterin: "Wir blicken in eine seit Jahrzehnten international in ihrer Brisanz bekannte, schwelende Konfliktregion. Von der UNO beobachtet und begleitet, aber dennoch weitgehend sich selbst und einem undurchschaubaren Spiel der Kräfte überlassen, ist die Westsahara in Bremen sehr bekannt. Seit der Gründung des Bremer Solidaritätspreises in den 1980er Jahren sind verschiedene Bremer Delegationen in die Sahara gereist, meist zur Unterstützung von Projekten humanitärer Hilfe oder gezielter beruflicher Bildung. In der Folge haben diese Bremerinnen und Bremer wiederholt hochrangige politische Gremien mit der Situation in der Westsahara und der verzweifelten Lage derer Bewohnerinnen und Bewohner, vor allem in den Flüchtlingslagern befasst. Daher ist es nicht verwunderlich, dass der im vergangenen Jahr gegründete, bundesweite Verein „Freiheit für die Westsahara“ ebenfalls unter Bremer Beteiligung entstand."

Bereits im Vorfeld der Preisverleihung erklärte Aminatou Haidar: "Der Preis des Bremer Senats ist ein Zeichen der Solidarität für mein Volk und eine Geste für die Opfer des Konflikts. Die Westsahara ist von Marokko okkupiert, die Not unseres Volkes ist kaum bekannt. Ich bin davon überzeugt, dass es eine Konfliktlösung nur dann geben wird, wenn die Menschen unsere Lage kennen."
Als Laudator für die Preisverleihung konnte Prof. Dr. Claus Leggewie gewonnen werden. Er ist Leiter des Kulturwissenschaftlichen Instituts Essen und Autor des Buches "Zukunft im Süden" und hat als Sozial- und Kulturwissenschaftler einen besonders geschärften Blick auf die komplexe, aussichtslos erscheinende Lage der Sahara im westlichen Afrika. Leggewie plädiert für eine neue Strategie und Zusammenarbeit zwischen Europa und Afrika, besonders im mediterranen Raum. Seine Vision ist die "Zukunft im Süden", die der friedenspolitischen Kraft der Europäischen Union eine besondere Rolle zukommen lässt.

Leggewie: "Die Lage in der Westsahara ist prekär, die Flüchtlingscamps sind wie eine Zeitbombe, die Nachbarländer rüsten rhetorisch auf und der globale Kontext spricht gegen die Sahrauis." Weiter sagte er: "Der Westsahara im Besonderen und der Maghreb-Region im Allgemeinen müssen von Europa aus Perspektiven geboten werden, die über die Extraktion von Boden- und Meeresschätzen, über die Rentenregime der Rohstoffwirtschaft und Tourismusbranche hinausreichen und nachhaltige Entwicklung auf moderner, industrieller Basis in Aussicht stellen. Ein Ausgangspunkt dafür kann die Förderung der in diesen Breitengraden überreich vorhandenen, bisher aber kaum genutzten Erneuerbaren Energien sein, und zwar weniger, wie das im Desertec-Projekt gedacht war, zur Einspeisung sauberen Stroms ins europäische Super Smart Grid, denn als Entwicklungsmotor der Region selbst."

Mit der Preisentscheidung ist der Bremer Senat dem Vorschlag des unabhängigen Kuratoriums Bremer Solidaritätspreis gefolgt. Die Menschenrechtsorganisation CODESA setzt sich konsequent für den Zugang der Sahauris zu ihren eigenen Ressourcen und gegen Menschenrechtsverletzungen ein. Deren Präsidentin Aminatou Haidar hat sich immer wieder in beispielhafter Weise durch mutige gewaltfreie Aktionen für die Rechte der Sahauris engagiert. Sie kämpft mit diplomatischen Mitteln für eine friedliche Lösung des Westsahara-Konfliktes und versucht auch international durch Gespräche mit Politikern, Diplomaten und Menschenrechtsorganisationen eine Lösung voranzubringen. Die Verleihung des Bremer Solidaritätspreises ist ein deutliches Signal der Bestätigung und Ermutigung für ihr persönliches Engagement.

Foto: Senatspressestelle

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12. Bremer Solidaritätspreis an Maung Thura verliehen

Sohn nahm die Auszeichnung entgegen

"Wir wollen diesen Abend dem Künstler Zarganar widmen". Mit diesen Worten stimmte Bürgermeister Jens Böhrnsen gestern (15.2.2011) die Gäste in der Oberen Rathaushalle auf die festliche Verleihung des Bremer Solidaritätspreises ein. Es ist eine Auszeichnung für diejenigen, die mutig gegen Unterdrückung und Willkür eintreten, die ihre Stimme für die Wahrung der Menschenrechte und für die Freiheit erheben. Für Menschen wie den Burmesen Maung Thura, genannt Zarganar, der seit vielen Jahren unerschrocken mit den Mitteln eines Poeten und Komikers die Militärjunta in seinem Heimatland kritisiert, der freie Wahlen fordert und immer wieder die Einhaltung der Menschenrechte anmahnt. Dafür wurde ihm nun der mit 10.000 Euro ausgestattete Bremer Solidaritätspreis zuerkannt. Sein Sohn Myat Kaung, der aus dem amerikanischen Exil anreisen konnte, nahm die hohe Ehrung stellvertretend entgegen: "Meinem Vater hätte es gefallen, hier zu sein".

Zarganar ist seit 2008 in Haft. Bereits bei den Aufständen 1988, die das Militär blutig niederschlug, war Zarganar als einer der Wortführer der Studierenden dabei und äußerte harsche Kritik an der seit 1962 regierenden Militärdiktatur. Ohne Prozess wurde er 2008 nach den verheerenden Verwüstungen durch einen Zyklon im Zusammenhang mit seinem humanitären Engagement für 59 Jahre inhaftiert, von denen er nach derzeitigem Stand noch 33 Jahre absitzen muss. Neben der inzwischen freigelassenen Aung San Suu Kyi (sie wurde 1993 mit dem Bremer Solidaritätspreis ausgezeichnet) gilt er als die herausragende Persönlichkeit der demokratischen Protestbewegung Myanmars.

Während der bewegenden Feier im Bremer Rathaus war er gleichwohl ständig präsent – in eingespielten Filmszenen, in den Worten der Laudatoren und in den Schilderungen seines Freundes und Künstlerkollegen Htein Lin, der über die bedrückenden Haftbedingungen sprach. Zarganar sitze in Einzelhaft, habe kein Bett, dürfe nicht lesen und schreiben, die seltenen Besuche würden überwacht. Dennoch konnte Htein Lin ein Gedicht vorlesen, das Zarganar schrieb und aus dem Gefängnis schmuggeln konnte. "Ich bin zutiefst erfreut über die Auszeichnung", sagte Htein Lin. Der Solidaritätspreis wird dazu beitragen, dass die Welt an ihn denkt. Zugleich erinnerte er an die etwa 1200 weiteren politischen Gefangenen in Myanmar (Burma).

Auch Festredner Johano Strasser, Schriftsteller und Präsident des P.E.N., sprach über die Bedingungen, unter denen die Menschen in Myanmar seit 50 Jahren leben. "Es ist eine der blutigsten Diktaturen der Welt", so Strasser.Die Menschen lebten in ständiger Angst. "Für Diktatoren sind Witze gefährlich", sagte er unter Würdigung der zahlreichen komischen Auftritte von Zarganar. Das Lachen sei schon immer eine Form des Widerstandes gewesen. Künstler wie Zarganar würden mit ihrem Mut, ihrer Kraft und ihrer subversiven Feindesliebe die Unterdrückung der Tyrannen demaskieren. "Wenn wir uns heute hier mit dem Preisträger Zarganar solidarisch erklären, geht es auch um uns", mahnte der Schriftsteller. Niemand könne sich seiner Freiheit gewiss sein, solange sie irgendwo auf der Welt unterdrückt werde.

Myat Kaung, Sohn des Preisträgers (rechts) und Künstlerkollege Htein Lin mit der Skulptur zum Bremer Solidaritätspreis
Myat Kaung, Sohn des Preisträgers (rechts) und Künstlerkollege Htein Lin mit der Skulptur zum Bremer Solidaritätspreis

Der Bremer Solidaritätspreis geht übrigens zum ersten Mal in seiner 12jährigen Geschichte an einen Kulturschaffenden. „Wir wollen damit auch deutlich machen, dass die Kultur in die Mitte unserer Gesellschaft gehört und von ihr eine große Kraft ausgeht“, so Bürgermeister Jens Böhrnsen. Auch der Preis ist ein Kunstwerk - eine moderne Skulptur, geschaffen von dem Bremer Künstler Bernd Altenstein. Sie bringt symbolhaft die Bremer Stadtmusikanten als solidarisch Handelnde zum Ausdruck.

Am Vorabend der Feier war im Bremer Rathaus der dokumentarische Spielfilm „The prison where I live“ gezeigt. Der britische Filmemacher Rex Bloomstein und der deutsche Kabarettist Michael Mittermeier (persönlich schon lange für soziale Projekte im ehemaligen Burma engagiert) waren gemeinsam mit einem kleinen Team nach Burma gefahren, um “undercover” und unter großem Risiko Zarganars Spuren zu folgen und mit Gefolgsleuten, Freunden und Familie zu sprechen. Der bewegende Film zeigt den Künstler in letzten Aufnahmen vor seiner Verhaftung.

Der Bremer Solidaritätspreis wird vom Senat der Freien Hansestadt Bremen alle 2 Jahre verliehen und war bisher mit 5000 Euro dotiert. Der 12. Solidaritätspreis wird erstmals aus den Zinsen der R. + R. Reinke-Stiftung auf 10.000 Euro erhöht: Die private Stiftung wurde von dem Ehepaar Reinke eigens aus deren persönlichem Nachlassvermögen im Falle ihres Todes und nur zu dem Zweck gegründet, das Preisgeld des Bremer Solidaritätspreises künftig auf 10.000 Euro zu verdoppeln.

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11. Bremer Solidaritätspreis geht an der kongolesischen Menschenrechtlerin Immaculée Birhaheka

Der Missbrauch von Frauen als Kriegsbeute gehört in der der demokratischen Republik Kongo zum schrecklichen Alltag. Schätzungen des UN Menschenrechtsrates gehen davon aus, dass allein im Jahr 2008 rund 100.000 Frauen auf brutalste Weise vergewaltigt, versklavt und verstümmelt wurden, darunter auch junge Mädchen, zum Teil im Kindesalter. Immaculée Birhaheka, kongolesische Menschenrechtlerin, kämpft seit vielen Jahren gegen die allgegenwärtigen Gewaltverbrechen an Frauen und Mädchen in ihrem Heimatland. Sie bringt als eine der wenigen Aktivistinnen im Kongo den Mut auf, die kongolesische Politik und Öffentlichkeit mit Themen wie (Kriegs-) Vergewaltigungen zu konfrontieren. Immer wieder hat sie in den vergangenen Jahren die schweren Menschenrechtsverletzungen in ihrem Land öffentlich angeklagt. Für ihr Engagement verleiht der Bremer Senat Immaculée Birhaheka heute (16.3.2009) den Bremer Solidaritätspreis.

"Das Eintreten für die Menschenrechte ist im Kongo keine Selbstverständlichkeit, sondern mit hohem persönlichen Risiko verbunden", erklärte Bürgermeisterin Karoline Linnert heute während der Pressekonferenz mit der Preisträgerin im Bremer Rathaus. Der Senat hoffe, dass diese internationale Anerkennung auch Schutz für die seit Jahren bedrohte Aktivisten bedeuten könne.

Immaculée Birhaheka (Mitte), die heute den Bremer Solidaritätspreis aus den Händen von Bürgermeisterin Karoline Linnert (rechts) erhält. Links im Bild Laudatorin Dr. Monika Hauser
Immaculée Birhaheka (Mitte), die heute den Bremer Solidaritätspreis aus den Händen von Bürgermeisterin Karoline Linnert (rechts) erhält. Links im Bild Laudatorin Dr. Monika Hauser

Immaculée Birhaheka ist Gründerin und Leiterin des PAIF (Promotion et Appuiaux Initiatives Féminines), einer Organisation zur Förderung und Unterstützung von Fraueninitiativen in der Demokratischen Republik Kongo. "Ich freue mich über diesen Preis. Er ist für uns eine Anerkennung für die Befreiung unseres Volkes", sagte Immaculée Birhaheka. "Die Situation in unserem Land ist ein einziges Chaos". Sie erinnerte an die ständigen Kriege, die das Land seit zehn Jahren erschütterten. Ausländische Truppen würden die Bevölkerung abschlachten und die Bodenschätze ausplündern. Und immer wieder seien es Frauen und Mädchen, deren Leben zerstört werde. Viele seien nach den Vergewaltigungen mit dem HIV-Virus infiziert. "Mit unserer Organisation PAIF versuchen wir, so gut es geht zu helfen", so Birhaheka. Die betroffenen Frauen würden medizinisch versorgt, sie bekämen juristische Hilfe und Mikrokredite, um eine eigenständige zur sozialen Eingliederung. Das alles reiche aber bei weitem nicht, die gegenwärtige Lage zu verbessern. Mit eindringlichen Worten richtete sie einen Appell an die deutsche Regierung: "Bitte helfen Sie mit, uns von dieser Sklavenhaltung zu befreien!"

Dass Vergewaltigungen in fast allen Kriegsregionen vorkommen, machte Dr. Monika Hauser, Gründerin der Organisation medica mondiale deutlich. Sie ist als Laudatorin für die diesjährige Trägerin des Solidaritätspreises nach Bremen gekommen. Die Körper der Frauen würden in kriegerischen Auseinandersetzungen immer wieder zur Kriegswaffe. Trotz der UN-Resolution 1820, nach der Frauen in Kriegsgebieten geschützt werden müssten, käme es immer wieder zu Vergewaltigungen. "Ich wünsche mir hier mehr politischen Willen" diese auch umzusetzen, so Monika Hauser. Sie plädierte zudem dafür, die Forderung von Frauen und deren Organisationen maßgeblich in Friedensverhandlungen einzubeziehen.

Fotos: Mareike Fehling, Senatspressestelle

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10. Bremer Solidaritätspreis geht an zwei Menschenrechtlerinnen aus Kolumbien

Bürgermeister Jens Böhrnsen hat am 11. Dezember 2006 den 10. Bremer Solidaritätspreis an Ana del Carmen Martinez (re.) und Carolina Pardo Jaramillo (li.) in der Oberen Rathaushalle verliehen. Auf einer Pressekonferenz am Nachmittag im Bremer Rathaus wurden die Preisträgerinnen bereits den Vertreterinnen und Vertretern Medien vorgestellt.

Anbei finden Sie:
die Laudatio von Dr. Rainer Huhle (Nürnberger Menschenrechtszentrum) und
die Senats-Pressemitteilung vom 10. Oktober 2006 mit Informationen über die beiden Preisträgerinnen.

Foto: Susan Apel, Senatspressestelle.

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9. Bremer Solidaritätspreis geht an argentinische Menschenrechtlerin und deutschen Pastor

Die deutschstämmige Argentinierin Elsa de Oesterheld und der Nürnberger Pastor Kuno Hauck erhalten den 9. Bremer Solidaritätspreis 2004. Das hat jetzt der Senat der Freien Hansestadt Bremen beschlossen. Mit dieser Auszeichnung würdigt der Senat das Engagement zweier Menschen, die sich für ein Ende der Straflosigkeit staatlicher Willkürherrschaft in Argentinien sowie für Wahrheit und Gerechtigkeit einsetzen und damit seit Jahren einen wichtigen Beitrag zur Wahrung von Demokratie und Menschenrechten leisten.

Die feierliche Preisübergabe findet am Montag, den 21. Februar 2005 im Bremer Rathaus statt.

Zur Zeit der argentinischen Militärdiktatur wurden Gegner des Regimes zu Tausenden verschleppt und getötet. Die ursprünglich aus Bremen stammende Familie de Oesterheld war in besonders schwerer Weise von diesen Repressionen betroffen. Innerhalb von zwei Jahren wurden insgesamt acht Familienangehörige Elsa de Oesterhelds ermordet, unter ihnen der Ehemann Hector sowie alle vier Töchter der in Buenos Aires lebenden Menschenrechtlerin.

Hector de Oesterheld brachte es als Comiczeichner mit seiner Arbeit zu großer Popularität. Diese nutzte er verstärkt, um seinen Figuren politischen Charakter zu verleihen und so auf die im Land herrschenden Missstände aufmerksam zu machen. Im Juni 1977 wurde er von einer so genannten "Arbeitsgruppe" abgeholt und in ein Lager verschleppt. Trotz der Bemühungen von Kollegen und Vertretern von amnesty international - darunter auch Pastor Kuno Hauck - kehrte Hector de Oesterheld nie zurück. Auch die vier Töchter engagierten sich auf politischer Ebene. Die damals 20-jährige Beatriz wurde bereits ein Jahr vor ihrem Vater verschleppt und wenig später tot der Mutter übergeben. Dasselbe Schicksal ereilte kurze Zeit darauf die anderen drei Töchter. Sie verschwanden für immer oder wurden von den "Arbeitsgruppen" erschossen. "Als ich die Nachricht vom Tod der letzten Tochter erhielt war ich fast erleichtert, dass es vorbei war. Das dauernde Warten auf eine weitere Schreckensnachricht - jetzt war es vorbei und niemand mehr übrig", so beschreibt Elsa de Oesterheld diese furchtbare Zeit.

Heute setzt sie sich mit der Gruppe der Angehörigen von deutschen und deutschstämmigen Verschwundenen in Argentinien für die Aufklärung des Schicksals dieser Personen sowie für ein Ende der Straflosigkeit staatlicher Willkürherrschaft und Gewalt ein. Elsa de Oesterheld arbeitete außerdem aktiv in der Organisation der “Großmütter der Plaza de Mayo“ und dem Dachverband FEDEFAM (Federacion Latinoamericana de Asociaciones de Familares de Detenidos Desaparecidos) der lateinamerikanischen Gruppen der Familienangehörigen von Verschwundenen mit.

Lange Zeit herrschte in Argentinien weitgehende Passivität der Regierung hinsichtlich der Straflosigkeit gegenüber den Verantwortlichen. Deshalb wurden in zahlreichen europäischen Staaten, darunter auch in Deutschland, Strafverfahren gegen argentinische Militärs eingeleitet. Was aufgrund des Paragrafen 7 des Strafgesetzbuchs möglich ist. Danach sind deutsche Strafgerichte für die Verfolgung von Auslandstaten zuständig, wenn Opfer oder Täter Deutsche waren. Durch die Zusammenarbeit mit Menschenrechtsorganisationen in Argentinien und Deutschland konnten 1998 erstmals Strafanzeigen beim Bundesgerichtshof gegen die verantwortlichen Militärs gestellt werden.

Auf deutscher Seite setzte sich vor allem der Mitbegründer der “Koalition gegen Straflosigkeit“, Pastor Kuno Hauck, für diesen Schritt ein. In der Folge kam es zu einer sehr effizienten Zusammenarbeit zwischen Nichtregierungsorganisationen auf der einen und den Strafverfolgungs- und Justizbehörden auf der anderen Seite. Diese haben durch die engagierte Arbeit wie zum Beispiel der Koalition gegen Straflosigkeit und der FEDEFAM in den vergangenen zwei Jahren sechs internationale Haftbefehle gegen damalige hohe Militärs erlassen. Außerdem hat Deutschland im Januar 2004 die Auslieferung der beschuldigten Militärs beantragt. Daraufhin wurde unter anderem der ehemalige Staatspräsident General Videla in Auslieferungshaft genommen. Die argentinische Regierung hat bereits die Aufhebung der Straffreiheitsgesetze angekündigt, eine Konsequenz, die zu großen Teilen der Arbeit von Frau Elsa de Oesterfeld aus Argentinien und Herrn Pastor Kuno Hauck aus Nürnberg zu verdanken ist. Ihr Engagement gegen Straflosigkeit und für Wahrheit und Gerechtigkeit ist ein vorbildlicher Beitrag zur Wahrung von Demokratie und Menschenrechten.

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8. Bremer Solidaritätspreis an die Palästinenserin Sumaya Farhat-Naser und die Israelin Gila Svirsky verliehen

Bürgermeister Dr. Henning Scherf hat heute Vormittag (Mittwoch, 22. Januar) die Palästinenserin Sumaya Farhat-Naser und die Israelin Gila Svirsky im Bremer Rathaus empfangen. Die beiden Frauen werden am heutigen Abend (18 Uhr) in der Oberen Halle des Rathauses im Rahmen eines Festaktes mit dem 8. Bremer Solidaritätspreis ausgezeichnet. Der Bremer Senat würdigt mit diesem Preis das engagierte und mutige Eintretender beiden Frauen für einen friedlichen Ausgleich zwischen Israelis und Palästinensern.

Sumaya Farhat-Naser setzt sich seit 1980 öffentlich aktiv für den Frieden im Nahen Osten ein und engagiert sich unermüdlich für den palästinensisch-israelischen Dialog. Die promovierte Biologin vertritt die palästinensische Sichtweise in einer Weise, die das gegenseitige Verständnis von Palästinensern und Israelis fördert. 1994 schuf sie mit anderen Frauen die israelisch-palästinensische Frauenorganisation „Jerusalem Link“. Dies ist der Dachverband zweier voneinander unabhängig existierender Zentren, dem palästinensischen „Jerusalem Centre for Woman“ in Ost-Jerusalem, deren Leiterin sie von 1977 – 2001 war, und dem israelischen „Bat Shalom“ in West-Jerusalem.

Sumaya Farhat-Naser organisiert Gesprächsforen, in denen Frauen beider Länder zusammenkommen und lernen, Empfindungen zu artikulieren, Demütigungen und Ängste zu überwinden und Vorurteile abzubauen. Die Palästinenserin engagiert sich konsequent für die Einhaltung der Menschenrechte und besonders der Rechte der Frauen in einer patriarchalisch geprägten Gesellschaft. Dabei sieht sie auch die vielen internen Probleme der palästinensischen Gesellschaft mit einer Bevölkerung, die seit über dreißig Jahren unter Besatzung lebt.

Gila Svirsky ist eine der Schlüsselfiguren der israelischen Friedensbewegung. Seit vielen Jahren engagiert sie sich in unterschiedlichen Organisationen. So war sie Vorstandsvorsitzende von B`Tselem, the Israeli Information Centre for Human Rights in the Occupied Territories, Direktorin der New Israel Foundation, der wichtigsten Stiftung für progressive Organisationen und Bewegungen in Israel. Außerdem war sie Direktorin von Bat Shalom, dem israelischen Pendant der Frauenorganisation „ Jerusalem Link“. Sie gehört seit über 15 Jahren der Gruppe „Women in Black“ an, die kontinuierlich jeden Freitag gegen die Besatzung der palästinensischen Gebiete demonstriert.

Gila Svirsky ist ebenfalls Gründungsmitglied der Coalition of Women for a Just Peace, einer Koalition von palästinensischen und israelischen Frauenfriedensorganisationen, die sich für eine Lösung des anhaltenden Konfliktes einsetzen. Gila Svirsky ist eine außergewöhnliche Israelin, da sie auch unter Palästinensern und Palästinenserinnen hohes Ansehen und Freundschaft genießt und sich konsequent gegen Mehrheitspolitik für den Dialog zwischen Israelis und Palästinensern engagiert.

Sumaya Farhat-Naser setzt sich seit 1980 öffentlich aktiv für den Frieden im Nahen Osten ein und engagiert sich unermüdlich für den palästinensisch-israelischen Dialog. Die promovierte Biologin vertritt die palästinensische Sichtweise in einer Weise, die das gegenseitige Verständnis von Palästinensern und Israelis fördert. 1994 schuf sie mit anderen Frauen die israelisch-palästinensische Frauenorganisation "Jerusalem Link". Dies ist der Dachverband zweier voneinander unabhängig existierender Zentren, dem palästinensischen "Jerusalem Centre for Woman" in Ost-Jerusalem, deren Leiterin sie von 1977 – 2001 war, und dem israelischen "Bat Shalom" in West-Jerusalem.

Sumaya Farhat-Naser organisiert Gesprächsforen, in denen Frauen beider Länder zusammenkommen und lernen, Empfindungen zu artikulieren, Demütigungen und Ängste zu überwinden und Vorurteile abzubauen. Die Palästinenserin engagiert sich konsequent für die Einhaltung der Menschenrechte und besonders der Rechte der Frauen in einer patriarchalisch geprägten Gesellschaft. Dabei sieht sie auch die vielen internen Probleme der palästinensischen Gesellschaft mit einer Bevölkerung, die seit über dreißig Jahren unter Besatzung lebt.

Gila Svirsky ist eine der Schlüsselfiguren der israelischen Friedensbewegung. Seit vielen Jahren engagiert sie sich in unterschiedlichen Organisationen. So war sie Vorstandsvorsitzende von B`Tselem, the Israeli Information Centre for Human Rights in the Occupied Territories, Direktorin der New Israel Foundation, der wichtigsten Stiftung für progressive Organisationen und Bewegungen in Israel. Außerdem war sie Direktorin von Bat Shalom, dem israelischen Pendant der Frauenorganisation „ Jerusalem Link“. Sie gehört seit über 15 Jahren der Gruppe „Women in Black“ an, die kontinuierlich jeden Freitag gegen die Besatzung der palästinensischen Gebiete demonstriert.

Gila Svirsky ist ebenfalls Gründungsmitglied der Coalition of Women for a Just Peace, einer Koalition von palästinensischen und israelischen Frauenfriedensorganisationen, die sich für eine Lösung des anhaltenden Konfliktes einsetzen. Gila Svirsky ist eine außergewöhnliche Israelin, da sie auch unter Palästinensern und Palästinenserinnen hohes Ansehen und Freundschaft genießt und sich konsequent gegen Mehrheitspolitik für den Dialog zwischen Israelis und Palästinensern engagiert.

Foto: Werner Wick

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7. Bremer Solidaritätspreis an Marguerite Barankitse und Melanie Ntahongendera verliehen

Am Abend des 26. Februar 2001 wurde im Bremer Rathaus der 7. Bremer Solidaritätspreis an Marguerite Barankitse (links im Bild) und Melanie Ntahongendera verliehen, hier zusammen mit Bürgermeister Scherf vor der Preisverleihung. Die beiden Frauen - die eine Hutu, die andere Tutsi - leiten gemeinsam ein Waisenhaus in Ruyigi/ Burundi. Dort werden ohne Ansehen und Zugehörig-keit zu einer bestimmten ethnischen Gruppe Kinder betreut, die ihre Familien durch den gewaltsamen Konflikt in der Region verloren haben.

Foto: Werner Wick