Ausgezeichnet durch Senatsbeschluss vom 19.4.1871, Verleihung am 22.5.1871.
Begründung: Wegen seiner Verdienste um das deutsche Volk und das Reich deutscher Nation.
Otto von Bismarck, der Wegbereiter der Reichsgründung von 1871, gilt als der bedeutendste deutsche Staatsmann in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Gleichwohl beurteilen Historiker seine Rolle in der deutschen Geschichte höchst unterschiedlich.
Von 1862 bis 1890 war Otto von Bismarck in Preußen Ministerpräsident, von 1867 bis 1871 zugleich Bundeskanzler des Norddeutschen Bundes. Am 18. Januar 1871 – nach einem Krieg gegen Frankreich - wurde Wilhelm I. zum deutschen Kaiser proklamiert und der deutsche Nationalstaat ausgerufen. Otto von Bismarck, der die Gründung des Deutschen Reiches maßgeblich vorangetrieben hatte, wurde zum ersten Kanzler dieses neu geschaffenen Reiches. Im gleichen Jahr verliehen ihm mehrere Städte in Anerkennung seiner Verdienste die Ehrenbürgerschaft – so auch Bremen. Dabei ließen Bremen und Lübeck die Ehrenbürgerurkunde an Bismarck gleichzeitig überreichen, Bremerhaven folgte 1885.
Bismarcks Verbindungen zu Bremen sind freilich überschaubar: Zweimal war er zu Besuch in der Hansestadt, 1853 und 1869. Die Verehrung Bismarcks erreichte in Deutschland 1895 ihren Höhepunkt, als anlässlich seines 80. Geburtstages etwa 400 Städte ihn zum Ehrenbürger ernannten.
Mit scharfen Gesetzen versuchte Bismarck den wachsenden Einfluss der Sozialdemokraten, zu denen er in erbittertem Widerspruch stand, zurückzudrängen. Das Sozialistengesetz von 1878 verbot derartige Vereine, Versammlungen und Druckschriften. Fast gleichzeitig lieferte er sich mit der katholischen Kirche und der ihr nahestehenden Zentrumspartei eine harte Auseinandersetzung. Im sogenannten Kulturkampf gegen den politischen Katholizismus bewirkte er eine deutlichere Trennung von Staat und Kirche und führte die Zivilehe bindend ein.
So sind ihm wegweisende sozialpolitische Reformwerke der Sozialgesetzgebung mit gesetzlicher Krankenversicherung (1883), Unfallversicherung (1884) und Rentenversicherung (1889), aber auch die Grundlegung des deutschen Obrigkeitsstaates zuzuweisen. Bismarcks Außenpolitik war nach dem Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 defensiv orientiert und von einem komplexen Bündnissystem bestimmt, das Koalitionen von Großmächten in Europa gegen Deutschland ausschließen sollte. Bismarck schloss Bündnisse und Rückversicherungsverträge mit Österreich, Russland und Italien und suchte eine Verständigung mit Großbritannien - ein äußerst kompliziertes System, das durchaus auch mit Widersprüchen behaftet war. Dem Reich bescherte es Jahre der Ruhe und wirtschaftlichen Prosperität, in denen Deutschland zu einer bedeutenden Industrienation aufstieg.