Ausgezeichnet durch Senatsbeschluss vom 12.1.1965, Verleihung am 17.7.1965.
Begründung: Wegen seiner Verdienste um die Rückgewinnung der Eigenstaatlichkeit Bremens, die Entstehung der Bundesrepublik Deutschland und den Wiederaufbau Bremens zu neuer Geltung als Hafen- und Handelsstadt.
Wilhelm Kaisen ist die sicher bedeutendste Bremer Persönlichkeit im 20. Jahrhundert. Er war in der Nachkriegszeit von 1945 bis 1965 Bürgermeister und Präsident des Senats, bei den Bremerinnen und Bremern war er außerordentlich beliebt, er galt als pragmatisch, volksnah und den Menschen zugewandt. Als Landespolitiker in der noch jungen Bundesrepublik war er hoch angesehen.
Wilhelm Kaisen war gebürtiger Hamburger, gelernter Stuckateur und schon früh politisch aktiv. 1916 heiratete er als Soldat die Bremerin Helene Schweida und trat 1919 in die Redaktion des "Bremer Volksblatt" ein. 1920 wurde er Mitglied der Bürgerschaft, 1928 erfolgte seine Wahl als Wohlfahrtssenator in den Senat, der 1933 auf Druck der Nationalsozialisten zurücktreten musste. Nach dem Verlust seiner politischen Ämter zog sich Kaisen aus dem öffentlichen Leben zurück und lebte mit seiner Familie in der NS-Zeit auf einer Siedlerstelle in Borgfeld am Stadtrand Bremens.
Nach dem Ende der NS-Diktatur ernannte die amerikanische Militärregierung Kaisen 1945 zunächst zum Senator und einige Wochen später zum Bürgermeister und Präsidenten des Senats. 1946 wurde er zudem als Präsident der von der Militärregierung ernannten Bremischen Bürgerschaft eingesetzt – bis zur ersten Bürgerschaftswahl im gleichen Jahr. In seiner zwanzigjährigen Amtszeit trug Wilhelm Kaisen wesentlich dazu bei, die Freie Hansestadt Bremen als eigenständiges Bundesland zu etablieren. Mit ganzer Kraft setzte er sich dafür ein, dass die kriegszerstörte Stadt wiederaufgebaut wurde und dass die Bremischen Häfen und Industrien ihre Arbeit aufnehmen und ihre Geltung wiedererlangen konnten.
Kaisen engagierte sich für den Wiederaufbau eines deutschen Staates und richtete zwei Interzonenkonferenzen in Bremen aus. Dabei wurde gemeinsam über erste Schritte einer zonenübergreifenden Zusammenarbeit der deutschen Gebietsverwaltungen verhandelt. Nachdem zwei deutsche Staaten entstanden, war Kaisen ein entschiedener Befürworter der Westbindung der Bundesrepublik Deutschland. In Bremen war seine Stellung als Landesvater unangefochten. 1965 schied Wilhelm Kaisen im Alter von 78 Jahren aus dem Amt des Präsidenten des Senats. Im Rahmen eines Festaktes verlieh ihm der Senat der Freien Hansestadt Bremen das Ehrenbürgerrecht. An Wilhelm Kaisen erinnern in Bremen u.a. Denkmäler und Bürgerstiftungen, die Erinnerung an das Lebenswerk von Wilhelm und Helene Kaisen hält die Wilhelm und Helene-Kaisen-Stiftung in der zu einer Dokumentationsstätte umgestalteten Siedlerstelle in Bremen-Borgfeld wach.