Auszeichnung durch Senatsbeschluss vom 6.9.2005, Verleihung am 5.10.2005.
Begründung: Wegen ihrer Verdienste nach Kriegsende um den "Wiederaufbau und Aufbau einer demokratischen Gesellschaft" und als Jugend- und Sozialsenatorin.
Es war ein frauenpolitischer Meilenstein in der Geschichte Bremens: Mit Annemarie Mevissen wurde im Jahre 1967 zum ersten Mal eine Frau zur Bürgermeisterin gewählt - sie war damit die erste Frau, die in einem Bundesland der Bundesrepublik Deutschland das Amt eines stellvertretenden Regierungschefs innehatte. Annemarie Mevissen war von 1947 bis 1951 Mitglied der Bremischen Bürgerschaft und hat in den Jahren 1951-1967 als Senatorin maßgeblich die Politik in den Ressorts Jugend, Sport und Soziales geprägt. Schon früh hat sie dafür gesorgt, dass in Bremen Jugendfreizeitheime und Kindergärten geschaffen wurden. In den 23 Jahren ihrer Amtszeit galt Bremen als Schrittmacher für die Errichtung von beschützenden Werkstätten, bei der Obdachlosenhilfe und in der Altenarbeit. Zudem entstanden damals viele Sportplätze, Bäder und Erholungsgebiete, die den Ruf Bremens als sportfreudige Stadt begründeten. Auch in die Aussöhnung und in den Jugendaustausch mit Frankreich hat sie sich – insbesondere mit der Stadt Compiègne - als Senatorin für Jugend früh und engagiert eingebracht. Als in Bremen 1968 nach Fahrpreiserhöhungen bei der Bremer Straßenbahn Schülerinnen und Schüler auf die Straßen gingen und es zu heftigen Auseinandersetzungen mit der Polizei kam, ging Annemarie Mevissen auf die zumeist jungen Leute zu. Mutig und mit Respekt stellte sie sich den Demonstranten und der Diskussion mit den jungen Menschen. Damit setzte sie bewusst ein Zeichen für den Umgang mit widerstreitenden Interessen in der demokratischen Gesellschaft und konnte nachhaltig deeskalierend auf den öffentlichen Konflikt wirken. Nach ihrem Ausscheiden aus dem Senat widmete sie sich der Malerei und publizierte mehrere Bildbände u.a. über die Wallanlagen, in denen der Bürgermeisterin-Mevissen-Weg am Bischofstor an sie erinnert. 2005 wurde die inzwischen hochbetagte Politikerin für ihre Verdienste zur Ehrenbürgerin Bremens ernannt. Zeitgleich wurde auch Barbara Grobien zur Ehrenbürgerin Bremens ernannt.