Hamira Kobusingye, Klimaaktivistin aus Uganda, wurde am 9. Oktober 2023 der 18. Bremer Solidaritätspreis verliehen. Bürgermeister Dr. Andreas Bovenschulte überreichte ihr den Preis bei einem festlichen Empfang in der Oberen Rathaushalle. Er richtete in seiner Rede persönliche Worte an die junge Preisträgerin: "Sie erhalten diesen Preis sowohl für Ihr außergewöhnliches persönliches Engagement für globale Klimagerechtigkeit, als auch stellvertretend für die vielen jungen Menschen Ihrer Generation in Afrika und insbesondere Ihrem Heimatland Uganda, die sich mit ihrem Kampf gegen den Klimawandel für eine bessere Zukunft engagieren. Möge Ihr Beispiel viele weitere Menschen dazu inspirieren, sich für globale Klimagerechtigkeit einzusetzen und gemeinsam eine bessere Zukunft für alle zu schaffen."
Die Laudatio hielt Prof. Dr. Raimund Bleischwitz, wissenschaftlicher Direktor des Leibniz-Zentrum für marine Tropenforschung (ZMT) und Professor für Globale Nachhaltige Ressourcen an der Universität Bremen. Nominiert wurde Hamira Kobusingye von der BUND Jugend. Neben dem Preisgeld in Höhe von 10.000 Euro wurde eine Skulptur des Bremer Künstlers Bernd Altenstein verliehen.
Hamira Kobusingye betonte in ihrer Dankesrede: "Der Weg in eine klimagerechte Zukunft erfordert Einigkeit, Zusammenarbeit und ein gemeinsames Verständnis dafür, dass die Auswirkungen des Klimawandels alle betreffen. Um sicherzustellen, dass die Grundsätze der Gerechtigkeit und Solidarität einer aufrichtigen Zusammenarbeit die Grundlage für unsere Bemühungen zur Bekämpfung des Klimawandels bilden, müssen wir die Kluft zwischen Worten und Taten überwinden. Nur dann können wir wirklich eine nachhaltige Zukunft für alle erreichen."
In seiner Laudatio unterstrich Prof. Dr. Bleischwitz: "Wir dürfen heute eine Person ehren, die Klimagerechtigkeit zu ihrem Thema gemacht hat. Ich freue mich sehr, dass die Mitglieder des Kuratoriums Sie, liebe Hamira Kobusingye, als Preisträgerin des 18. Bremer Solidaritätspreises ausgewählt haben. Sie sind eine Stimme des Mutes, des Engagements und der unüberhörbaren Energie des jungen Afrika für Klimaschutz. Sie zeigen auf beeindruckende Weise das Klimaengagement der Jugend – in ihrem Land und mit vielen anderen internationalen Stimmen.“
Der Bremer Senat war mit der Auszeichnung Kobusingyes dem Vorschlag des Kuratoriums Bremer Solidaritätspreis gefolgt. In der Begründung heißt es unter anderem: "Hamira Kobusingye schafft es, lokales Engagement gegen eine Ölpipeline und für das Bewusstsein besonders für frauenspezifische Auswirkungen des Klimawandels mit einer Vernetzung von jungen Klimaschützer:innen in afrikanischen Ländern und Auftritten bei internationalen Veranstaltungen zu verknüpfen. Die klare Forderung an die Industrienationen, endlich die Verantwortung als Hauptverursacher des Klimawandels zu übernehmen, verdeutlicht, dass die Klimagerechtigkeit für die Länder des Globalen Südens ein zentraler Punkt ihres Engagements ist. [...] Die Ehrung zeigt, dass ihre Anstrengungen wahrgenommen und unterstützt werden und der Senat der Freien Hansestadt Bremen sich seiner globalen Verantwortung bewusst ist."
Hamira Kobusingye stammt aus Kampala, der Hauptstadt Ugandas. Schon früh kam sie durch die Arbeit ihrer Mutter mit den Themen Gesundheit und soziale Gerechtigkeit in Berührung. Später engagierte sie sich selbst in einem Projekt, in dem sich Frauen durch Gemüseproduktion und -verkauf eine Lebensgrundlage schaffen sollten. Extremwetterereignisse und Trockenheit gefährdeten regelmäßig den Erfolg ihrer Arbeit, so dass die beteiligten Frauen ihre finanzielle Situation trotz großen persönlichen Einsatzes nicht verbessern konnten.
In ihrer Arbeit setzt sich Hamira Kobusingye mit dem Klimawandel auseinander. Besonders die gesundheitlichen und ökologischen Folgen großflächiger Kontamination im Nigerdelta bewegten sie dazu, gegen Ölvorhaben im eigenen Land und dem damit verbundenen Bau der East African Crude Oil Pipeline zu protestieren. Sie versucht, den vom Bau der Pipeline betroffenen Menschen eine Stimme zu geben. Inspiriert von den Aktionen von Vanessa Nakate, Trägerin des Helmut-Schmidt-Zukunftspreises 2022, schloss sie sich den wöchentlichen Protesten der "Fridays for Future" Bewegung in Kampala an und wurde eine treibende Kraft hinter dem "Rise Up Movement", welches besonders junge afrikanische Klima- und Umweltaktivistinnen und-aktivsten vernetzt.
Auch auf internationaler Ebene ist Hamira Kobusingye aktiv. 2022 reiste sie mit anderen Klimaaktivistinnen und -aktivisten aus Uganda im Rahmen ihrer sogenannten "Klimamobilisierungstour" durch Europa. Sie forderte unter anderem beim G7-Gipfel in Bayern, dass die Industrienationen als Hauptverursacherinnen des Klimawandels endlich die Verantwortung für ihre Rolle übernehmen. So fordern Kobusingye und ihre Mitstreiterinnen und -streiter, dass entsprechende Mittel und Unterstützungen bereitgestellt werden, um die Auswirkungen des Klimawandels in den Ländern des Globalen Südens zu reduzieren. Und um eine Grundlage für eine gerechte und nachhaltige Entwicklung zu schaffen.