Sie heißt schlicht: Die Obere Halle. Der profane Name verbirgt zunächst, dass es sich hier um Bremens schönsten, repräsentativsten Festsaal handelt.
Jahrhunderte lang tagte hier der Rat der Stadt. Hier wurden Entscheidungen zum Wohle der Stadt getroffen, Verträge geschlossen, Recht gesprochen und Abgesandte anderer Länder empfangen. Die prachtvoll ausgestattete Obere Rathaushalle – schlicht Obere Halle genannt – ist Bremens schönster und repräsentativster Raum. Die Obere Halle strahlt eine beeindruckende feierliche Würde aus. Nirgends sonst umfängt die Gäste des Rathauses eine so besondere Atmosphäre. Rührt sie vom Atem der Geschichte, der hier spürbar wird? Ist es das Wissen um all die Generationen, die hier zum Wohle der Stadt gewirkt haben, die um Entscheidungen gerungen und gestritten haben, die Intrigen gesponnen und kühne Entschlüsse gefasst, die Niederlagen und Erfolge für das Gemeinwohl verantwortet und über Recht oder Unrecht befunden haben? Was auch immer die Faszination begründet: Dieser einzigartige Raum , einst von dem Dichter Rudolf Alexander Schröder als "Heiligtum bremischen Bürgerstolzes" bezeichnet, sucht seinesgleichen.
Vier prächtige Modell-Kriegsschiffe hängen von der Decke. Reich geschmückte Portale führen in angrenzende Räume, zwei riesige Wandgemälde schmücken die Nordwand. Es sind das Salomonische Urteil und Die Gründung Bremens.
Heute wird der 41 Meter lange, 15 Meter breite und acht Meter hohe Saal für festliche Veranstaltungen, Empfänge und Konzerte genutzt. Hierher lädt der Bürgermeister die Bremerinnen und Bremer gern zu Begegnungen und aktuellen Diskussionen ein.
Der Festsaal ist der größte Raum des Neuen Rathauses, das von 1909 bis 1913 nach Plänen des Münchner Architekten Gabriel von Seidl entstand und sich sich harmonsich an das historische Rathaus anschmiegt.
Dunkles, glänzendes Eichenholz an den Wänden, die helle Kassettendecke in wirkungsvollem Kontrast dazu verleihen dem Raum eine besondere Note. Imposant wirkt der Jugendstilleuchter unter der Decke mit seinen von goldbronzenen Girlanden gehaltenen 80 Lampen. Das Original wurde im Zweiten Weltkrieg als Metallspende eingeschmolzen, 1990 wurde der Leuchter nach alten Fotos von der sächsischen Bronzewarenfabrik in Wurzen (bei Leipzig) nachgebildet. Besonderer Blickfang im Saal ist ein großes Bremen-Panorama an der Südseite.
In den oberen vier Ecken des Raumes erinnern vier ovale Bilder an die Festungszeiten der alten Stadt: Sie verweisen auf die vier Stadttore Ansgaritor, Braut, Zwinger und Hohentor.
Sie ist ein Kleinod, ein Juwel, um das Bremen vielfach beneidet wird: Die Güldenkammer ist eines der ganz wenigen noch erhaltenen Zimmer im reinen Jugendstil.
Wer sie betritt, spürt eine fast heitere Festlichkeit. Der Raum wirkt ebenso glanzvoll wie behaglich. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde die bereits 1595 entstandene Kammer von Heinrich Vogeler (1872-1942) umgestaltet. Er schuf ein Gesamtkunstwerk von einzigartiger ornamentaler Kraft. Überall finden sich die verschlungenen Zierformen des Jugendstils. Alle Details, vom Türgriff bis zum Leuchter, sind zu einer harmonischen Einheit verwoben. Die Wände schmückt eine vergoldete Ledertapete, die bis unter die Decke reicht.
Immer wieder dienstags versammeln sich hier der Bürgermeister und die Bürgermeisterin, die Senatorinnen und Senatoren und ihre Staatsrätinnen und Staatsräte am großen ovalen Tisch. Auch der Oberbürgermeister der Seestadt Bremerhaven ist regelmäßig Teilnehmer dieser Runde. Hier berät der Senat - wie die Landesregierung, das Kabinett in anderen Bundesländern heißt - und bestimmt die Richtlinien der Politik, fasst Beschlüsse, beantwortet Anfragen aus der Bürgerschaft.
Der Raum, ausgelegt mit einem riesigen Teppich, wirkt behaglich. Die Wände sind mit rot-bräunlich gemusterter Seide bespannt, schwere Kristallleuchter hängen von der Decke.
Übrigens: Entdecken Sie das kleine Spendenschiffchen der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger auf dem Tisch? Wenn sich ein/eine Bremer Senator/Senatorin während einer Sitzung ein wenig im Ton vergreift, wird "zur Strafe" eine Spende fällig.
Ein heimeliges Feuer hat der wunderschöne Kamin aus französischem Marmor, der diesem Raum den Namen gab, noch nie gesehen. Das Schmuckstück, verziert mit Delfter Kacheln, ist reine Zierde. Doch auch ohne knisternde Flammen besticht dieser Raum durch seine elegante Ausstrahlung. Das warme, schwarzbraune Parkett, die dunkelrote Seidentapete, die weiße Stuckdecke und die festlichen Kristallleuchter sorgen für eine gediegene Atmosphäre, gerade recht für kleine Festlichkeiten und Empfänge.
Wirkungsvoll haben sich die alten Ölbilder von den roten Wandflächen ab. Auf ihnen sind Angehörige des Rates und ihre Familien aus dem 17. und 18. Jahrhundert verewigt. Gern nehmen die Gäste auf den hohen Sesseln Platz. Die Lehnen sind mit kunstvollen Lederarbeiten geschmückt, in der Mitte prangt das Wappen der Freien Hansestadt Bremen.
Intim und vornehm, wie ein kleines Kabinett wirkt das Gobelinzimmer, das an den Kaminsaal angrenzt. Der Raum ist mit amerikanischem Weißholz hell und freundlich getäfelt - ein kleines, behagliches Besprechungs- und Beratungszimmer. Übrigens: Wer mag, kann in diesem zauberhaften Ambiente den "Bund fürs Leben" schließen.
Zwei aufwändig geknüpften alten Wandteppichen aus der französischen "Manufacture de Gobelins" verdankt der Raum seinen Namen. Die beiden Wandteppiche gehören zu einer Serie von acht großen Gobelins, die im frühen 17. Jahrhundert in Frankreich hergestellt wurden. Sie zeigen das Leben der Zeus-Tochter Artemis. Der Teppich, der im Gobelinzimmer verblieben ist, zeigt den Tod Otos, jenes sterblichen Jünglings aus der griechischen Mythologie, der in seinem Übermut Artemis begehrt und dafür mit dem Leben bezahlen muss.
In einer Ecke steht auf einem Sockel die Büste von Simon Bolivar, dem südamerikanischem Freiheitshelden. Ein wenig ungewöhnlich in einem Rathaus, in dem ansonsten nur Persönlichkeiten gewürdigt werden, die mit Bremen verbunden waren. Aufgestellt wurde die Büste als freundliche Geste anlässlich der 125-Jahrfeier der Unabhängigkeit Lateinamerikas.
Groß, hell und mit schwarz-weißem Marmor belegt. So zeigt sich dem Besucher die Wandelhalle, wenn er über die Haupttreppe die erste Etage erreicht hat. Von hier aus gelangt man in den Senatssaal und zu den Büroräumen des Bürgermeisters. Hier kommt auch alle vorbei, die eine Einladung ins Rathaus erhalten haben.
Hinweise auf die ereignisreiche Geschichte Bremens geben die Büsten von Friedrich Ebert (1871-1925), dem ersten Reichspräsidenten der Weimarer Republik, der von 1900 bis 1905 der Bremer Bürgeschaft angehörte, aber auch eine Marmorstatue von Bürgermeister Johann Smidt (1773-1857) sowie ein großes Portrait von Wilhelm Kaisen (1887-1979), dem ersten Bremer Bürgermeister nach dem Zweiten Weltkrieg.
Das kleine Bibliothekszimmer in der 2. Etage ist ein fast verborgener Schatz im schönen Bremer Rathaus, denn Führungen beschränken sich zumeist auf die erste Etage. Rudolf Alexander Schröder würde seine reine Freude an diesem Zimmer haben. Der Raum ist mit Möbeln ausgestattet, die der in Bremen geborene Architekt, Dichter und Designer einst für ein Bibliothekszimmer entwarf. Es sind schöne Vitrinen aus feinstem Kuba-Mahagoni, Regale und Schränke mit Schaukästen, die in den Jahren 1908 und 1909 von den Vereinigten Werkstätten für Kunst und Handwerk in Bremen für einen Privatmann gefertigt wurden.
Ursprünglich sind die Bibliotheksmöbel für den wohlhabenden Bremer Leopold Biermann, (1875-1922) entworfen worden. Der Kunstsammler war ein großer Mäzen der Stadt. 1909 bekam Rudolf Alexander Schröder den Auftrag, Biermanns Villa in der Blumenthalstraße auszustatten. Ein knappes halbes Jahrhundert später wurde die Villa von Dr. Gerhart Kempe (gest. 2003) erworben und umgebaut, die Bibliotheksmöbel ließ er ausbauen und in seinem Wohnhaus in Bremen-Nord wieder einbauen. Und als die Möbel dann später verkauft werden sollten, griff das Rathaus zu. 2001 wurden sie aus Eigenmitteln zu einem Vorzugspreis gekauft. Schließlich trug auch die Stiftung Wohnliche Stadt mit ihren Mitteln dazu bei, dass die Möbel aufgearbeitet und in den durch Umbauarbeiten entstandenen Raum in der zweiten Etage eingebaut werden konnten.
So bleibt Leopold Biermann unvergessen. In einer Nische steht nun auch - als Leihgabe der Kunsthalle - eine Büste von ihm, einst geschaffen von Bernhard Hoetger.
Kurios erscheint heute das kreisrunde, kleine Zimmer, in das man vom Festsaal aus hineinschaut. Einst war es Kaiser Wilhelm II. gewidmet.
An Wände unterhalb der Decke sind symbolisch die acht Kardinaltugenden dargestellt. Den gemalten Figuren sind die lateinischen Namen der Tugenden zugeordnet. Es sind die Sanftmut (Lenitas – Frau mit Lamm), die Gerechtigkeit (Justitia – Frau mit Schwert und Waage), die Bescheidenheit (Temperantia – Frau mit Wasser und Wein), der Fleiß (Diligentia – Frau mit Spindel) und die Darstellung der Fürsorge (Caritas – Frau mit Baby), die Frömmigkeit (Pietas – Frau in betender Haltung) und die weise Voraussicht oder Klugheit (Prudentia – Frau mit Spiegel und Schlange). Das einzige Bild, welches einen Mann zeigt, symbolisiert die Stärke (Fortitudo).